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Größe der Warzenhöfe92
Vor einiger Zeit habe ich in heiterer Männerrunde eine Diskussion…
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Sportsucht

*****a_S Mann
7.070 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Sportsucht
So weit ich das sehe, wurde dieses Thema hier noch nicht besprochen. Ich denke auch, dass es generell etwas verharmlost wird, so nach dem Motto "braucht man halt, wenn man was erreichen will". Bin aber mal gespannt, was ihr darüber denkt, und was eure Erfahrungen zum Thema Sucht nach Sport, Bewegungsabläufen und Fortschritten sind.

Zunächst mal: Ja, so etwas gibt es: https://de.wikipedia.org/wiki/Exzessives_Sporttreiben Richtig süchtig sind etwa 1% der Bevölkerung, allerdings gilt ja wie bei allen Süchten, dass ein weit größerer Prozentsatz zumindest gefährdet ist und Ansätze der Symptome verspürt. Oft liegt diese Sucht auch zusammen mit einer Essstörung oder eine Substanzsucht (Steroide etc.) vor.

Bei mir war es jetzt so, dass ich nach einem Übertraining unbedingt meinen Latissimus schonen musste, was ich für einen Monat gemacht habe. Ich habe zwar weiter trainiert, aber eben harte Latissimus-Beanspruchung wie front lever und pull ups weggelassen. Ich muss sagen, das das auch psychisch schwer war. Ich habe die Bewegungen vermisst und war traurig darüber, da nun Rückschritte zu machen.
******all Mann
346 Beiträge
Tja- man wird halt nicht jünger, zumindest ich nicht! *g* Habe mich vor 3 Wo. auch beim (relativ) schweren Kniebeugen böse verletzt. Fazit: Beine, mehrere Wo. Pause, Oberkörper mit Einschränkungen "trainierbar". Ich für meinen Teil habe nun beschlossen, mit meinen 50 Jahren das Training so umzugestalten, mit weniger Gewicht das Maximale herauszuholen. "Time under Tension" und ähnliche trainingstechniken bieten sich da sehr gut an. Kniebeugen, Kreuzheben fliegen raus, notfalls nur noch mit leichtem Gewicht, sprich unter 100 Kg, dafür aber sehr langsam, konzentriert und korrekt bei 1000%iger Technik ausgeführt. Ja, es tut weh, wenn man jahr­zehn­te­lang leidenschaftlich Sport macht und dann plötzlich "manövrierunfähig" ist. Aber eines ist klar und damit muß ich mich abfinden: Ich bin keine 25 mehr und kann unmöglich die Leistung eines 25 jährigen mehr bringen. Deshalb einfach mit mehr Hirn arbeiten, (welches ich mit 25 noch kaum hatte *ggg* ) und das beste daraus machen. So kann man auch noch im höheren Alter eine relativ gute Figur präsentieren und hauptsächlich seinen Sport genießen.....
******_82 Mann
75 Beiträge
Es gibt eine dünne Linie
*****a_S:
Sportsucht
So weit ich das sehe, wurde dieses Thema hier noch nicht besprochen. Ich denke auch, dass es generell etwas verharmlost wird, so nach dem Motto "braucht man halt, wenn man was erreichen will". Bin aber mal gespannt, was ihr darüber denkt, und was eure Erfahrungen zum Thema Sucht nach Sport, Bewegungsabläufen und Fortschritten sind.

Zunächst mal: Ja, so etwas gibt es: https://de.wikipedia.org/wiki/Exzessives_Sporttreiben Richtig süchtig sind etwa 1% der Bevölkerung, allerdings gilt ja wie bei allen Süchten, dass ein weit größerer Prozentsatz zumindest gefährdet ist und Ansätze der Symptome verspürt. Oft liegt diese Sucht auch zusammen mit einer Essstörung oder eine Substanzsucht (Steroide etc.) vor.

Bei mir war es jetzt so, dass ich nach einem Übertraining unbedingt meinen Latissimus schonen musste, was ich für einen Monat gemacht habe. Ich habe zwar weiter trainiert, aber eben harte Latissimus-Beanspruchung wie front lever und pull ups weggelassen. Ich muss sagen, das das auch psychisch schwer war. Ich habe die Bewegungen vermisst und war traurig darüber, da nun Rückschritte zu machen.

Zwischen falsche Bewegung und Übertraining.
Denn Schmerzen sind eine der anderen Symptome : - Verluss von Lust, Verluss von Energie nur bei Training zu denken, keine Stärke an der Anbeginn des Trainings.

Heute Morgen , und nachdem 50 Klimmzüge mit Gewicht gemacht habe, habe ich die 36kg Kettlebell snatch Niveau erreicht. Dann habe ich 230 Liegestütze und eine Footing am Vormittag erledigt. Am dem Weg nach Hause dachte ich, dass ich für eine kleine Kettlebell Training bereit war.
Statt die Motivation ware ich eine Stunde vor die Kettlebell gestanden ohne sie anzufassen. Dann nachdem 20 mns habe ich abgesagt. Es war eine Signal von Übertraining Risiko.
******_82 Mann
75 Beiträge
Doch
Habe ich Energie. Und ich fühle gar keine Schmerz. Ohnehin fühlt meine Körper dass es für Heute reicht. Deswegen man muss unsere Körper zuhören. Denn ist das Körper fähig eine Sicherheit Entwöhnung / Sparung , kurz oder langfristig, selbst Anzuwenden.

Wenn man statt diese Zeichnungen Sport treiben dann ist man nah von Übertraining.
Ohne Sport fühlt man sich nicht wohl
Hallo zusammen,
Auch mit geht es so. Fühle mich nicht wohl, wenn ich nicht 4 mal in der Woche ins Training kann. Schon das Training nach 2 Stunden zu beenden ist nicht immer einfach. Es gibt noch so vieles was man mit ins Training einbinden will.
Aber ich finde diese Sucht einfach toll und komme ohne nicht mehr aus. Wobei man ja auch was für sich tun muss um im Alter fit zu bleiben.

Lg U
*****a_S Mann
7.070 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Vielen Dank für eure Beiträge!
Oder ich sage mal ... für eure bisher sehr vorsichtigen Beiträge. *g*
@******all: Bei dir ging es noch nicht wirklich um Sportsucht, sondern eher darum, nach einer Verletzung umzudenken und dem Alter Tribut zu zollen, was eine richtige Entscheidung ist, aber eine Trainingsumstellung ändert an einem etwaigen Suchtverhalten wenig.
@******_82: Du hast völlig recht, dass es eine "dünne Linie" ist, allerdings stellst du hier zunächst nur die Linie zwischen Übertraining und Intensitätserhöhung. Es gibt aber auch noch eine andere "dünne Linie" - dazu unten mehr.
@**we: Genau diese "positive" Einstellung finde ich hier interessant für eine Diskussion.

Was die Sportsucht so diskussionswürdig macht, ist die Tatsache, dass hier eine Suchtgefahr nach etwas besteht, was an sich und erst einmal total sinnvoll ist. Anders als zB beim Alkohol oder Computerspielen, was nur Spaß macht, aber ansonsten nur gesundheitsschädlich ist bzw. Zeit raubt, ist es ja zunächst gut und wichtig, Sport zu treiben. Das stellt die Sportsucht in eine ähnliche Reihe wie die Arbeitssucht (workoholism) und Magersucht, weil es ja erst mal gut ist zu arbeiten bzw. für viele Leute gut ist, abzunehmen. Dennoch gibt es nicht wenige Menschen, die es auf gesundheitsschädliche Weise überreiben mit der Arbeit, dem Abnehmen und auch mit dem Sport. In der Hinsicht liegt nämlich auch eine "dünne Linie" vor zwischen sinnvollem regelmäßigen Sport und einem selbstschädigenden Suchtverhalten.

Hier mal die Anzeichen für eine Sportsucht:
• Sport wird zum einzigen Lebensinhalt und andere (z.B. Sozialleben) werden vernachlässigt
• bei Überlastungen oder Verletzungen wird auf schädigende Weise weitertrainiert
• bei erzwungenem Verzicht treten Entzugserscheinungen (Nervosität, Depression) auf
• Trainieren und Fortschritt wird nicht mehr positiv, sondern als Zwang erlebt
interessant: Schon die Steigerung der Belastung wird als Symptom gesehen,
wobei das ja ein Grundprinzip z.B. des Bodybuilding ist.
******_82 Mann
75 Beiträge
Warum treibt man Sport, irgendwas die Type von Sport?
Ist es Teil unsere Arbeit
Ist es auf Gesundheit Grund
Weil es ist eine Fach um selbst gut zu fühlen
Weil unsere Körper ist unsere Garten

Da sind Anzeichen einer gesunden Ansicht.

Jedoch wenn man Sport treibt:
• um die Realität und unsere Verpflichtungen entzukommen,
• um dicker / dünner über die gesunde Grenze zu werden,
• zu der Punkt wo man alle unsere Geld bezahlen
• ohne eine Woche ohne Sport zu treiben,
• ohne es wird man böse und nervös...

da sind Anzeichen von eine zukünftige Übertraining

Aus meiner Meinung
******lia Frau
454 Beiträge
zum Thema Sportsucht...
Warum Sport zur Sucht werden kann:


... die Möglichkeit sich von unangenehmen Gefühlen abzulenken/diese zu verdrängen und ggf. durch gute Gefühle zu ersetzen
... die Möglichkeit sein Selbstbewusstsein durch erbrachte Leistung aufzupolieren
... die Möglichkeit bei exzessiven Sport durch Ausschüttung körpereigener Hormone Rauschzustände zu erleben
...etc

Sport ist eine wirklich einfache und effektive Möglichkeit seine Gefühle zu regulieren und zu verdrängen. Hier liegt das große Potential eine Abhängigkeit zu entwickeln. Im Übrigen könnte man statt Sport auch Sex nehmen. Das sind beides stoffungebundene Mittel, die man sehr erfolgreich einsetzen kann um sich mindestens kurzfristig besser zu fühlen und zu kicken (berauschen).

Wer kennt es nicht, (in der harmlosen Variante) mir ist eine Laus über die Leber gelaufen oder sonst etwas hat uns geärgert. Wir gehen ne Runde joggen und schon fühlen wir uns besser. Sport ist eine wirklich wunderbare Art des Stressabbaus. Nur wenn es irgendwann zum einzig verfügbaren Bewältigungsschema wird und der Körper über einen gesundheitlich guten Rahmen beansprucht wird oder wir uns nur noch unseren sportlichen Zielen hingeben anstatt zu leben und das Leben zu spüren, dann wird es wohl zum Problem.

Ich habe einige Bekannte, die es definitiv übertreiben. Das wird dann deutlich, wenn Sport quasi der einzige Lebensinhalt neben der Arbeit wird... wenn ständige Krankheit und Verletzung nicht als Zeichen von Übertrainierung anerkannt werden und trotzdem auf Teufel-komm-raus weiter trainiert werden muss.

Ich kenne das auch. In der Phase als ich noch sehr ambitioniert Leistungssport betrieben hatte, habe ich es auch übertrieben. Ich bin eh der ehrgeizige Typ, will meine Ziel erreichen und da wird man nicht gerne ausgebremst und in der Leistung wieder zurück geworfen.
Ich habe inzwischen den Fokus mehr auf den Spaßfaktor beim Sport gelegt. Ich nutze Sport auch bewusst, wenn ich genervt oder gestresst bin. Aber Sport ist einfach nicht alles im Leben für mich.

Nichtsdestotrotz ist mein Körper einfach Bewegung und Action gewöhnt. Wenn ich dann zwangsweise zur Ruhe genötigt werde über mehrere Tage oder länger, dann reagiert der Körper natürlich darauf und ich fühle mich nicht so gut, das regelt sich dann mit der Zeit. Der Körper muss sich dann einfach umstellen, dass er nicht mehr so gefordert wird.
****era Frau
112 Beiträge
Bin gerade auf Entzug :-)
Interessantes Thema. Bis vor 2 Monaten war ich sportsüchtig und fand es nie sooooo schlimm.

Ich war von Freunden genervt, die mit mir was unternehmen wollten, da in dieser Zeit ja nicht trainieren konnte. Wenn ich was in der 10 km entfernten Stadt erledigen musste, bin ich nicht mit dem Auto gefahren, weil mir dadurch auch die Zeit zum trainieren fehlte und bin dann lieber dahin gejoggt usw. Mindestens 3-4 Stunden Sport mussten schon am Tag sein.
Letztes Jahr musste ich dann in Reha. Der Anfang vom Ende. Diese Reha hat mir die Gesundheit komplett ruiniert. Danach hatte ich ständig, dank Antibiotika- und Kortisontherapie, Infekte und musste immer wieder Pausen machen. Natürlich habe ich mich nie ganz auskuriert, sonder immer wieder viel zu früh angefangen, was meinen Gesundheitszustand nicht verbessert hat. Jetzt habe ich erst mal 2 Monaten gar nichts mehr gemacht und fühle mich nur noch schlapp, fett, steif und kann mich zu nichts mehr aufraffen. Positiv zu werten ist, dass ich seit dem viel besser schlafe.
Aber ich habe durchgehalten und hoffe, dass das als Pause reicht und das ich in 1-2 Wochen wieder durchstarten kann. Habe mir aber auch fest vorgenommen, nur noch max. 2 Stunden am Tag zu trainieren. Mal schauen, ob das klappt ...
******all Mann
346 Beiträge
Dann wünsche ich dir mal auf jeden Fall eine gute Besserung!
****era Frau
112 Beiträge
Ganz lieben dank. Zum Glück ist ja jetzt ein Ende abzusehen *g*
*****a_S Mann
7.070 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Vielen Dank
für deine Analyse @****a37 und deine offene Schilderung @****era!

zunächst @****era: Ja, da kann man eindeutig die Symptome sehen: 3-4 Std. am Tag, ganz negative Gefühle bei Entzug und die obligatorische Verharmlosung ":-) + nie sooooo schlimm".
Wenn man aber mal überlegt, dass wir so 8-9 Std. am Tag arbeiten, und 2-3 Std. brauchen für Hygiene, Essen, Putzen, Kochen, Aufräumen, Einkaufen, Finanzen usw., dann sind mit zusätzlichen 3-4 Std. Sport machen, sind direkt mal 14-15 Std. des Tages weg, und somit kaum noch Möglichkeiten, Freunde zu treffen, oder von dem so gestählten Körper z.B. bei Joyclub-Dates zu profitieren. Und außerdem sind 3-4 Std. Sport etwas, was 25-jährige Leistungssportler machen können, und selbst die müssen das meist nach ein paar Jahren drangeben, weil sie damit ihre Gelenke kaputtgemacht haben.
Insofern wünsche auch ich "gute Besserung" mit dem Hinweis, dass 1-2 Std. Sport am Tag locker ausreichen, um super fit zu sein.

und @****a37: Ja, ich stimme dir zu in der Analyse, allerdings nicht so ganz bei dem Vergleich mit der Sexsucht, denn die großen Unterschiede dazu sind, dass man Sport im Grunde immer so viel machen kann wie man will (wenn man gesund ist), aber Sex eben nur mit einem Partner richtig befriedigend ist, und daher viele Sexsüchtige genau dadurch unglücklich werden, also durch die ständige Suche und die vielen Misserfolge und die traurigen Auswege, dann auf Pornos oder Prostitution zurückgreifen zu müssen. Solche Probleme haben Sportler ja nicht, sodass sich ein Sportler nach 3 Std. Sport eben anders fühlt als jemand, der gerade 3 Std. vor dem Internet gewichst hat.
Und ja, die Grenze bzw. der Ausweg ist im Grunde der, den Spaß am Sport mehr in den Fokus zu rücken, als die Pflicht/Leistung. Aber genau das ist die Schwierigkeit - eine Sucht findet eben im Kopf und über genau solche Einstellungen statt.
******lia Frau
454 Beiträge
Sportsucht
Milena, danke für das Fortführen des interessanten Themas und Deinen Beitrag. Ich glaube aber, dass Du da einem Denkfehler unterliegst. Der Vollständigkeit halber gebe ich da nochmal etwas ausführlicher meinen Senf hinzu *senf**


Wenn wir von einer ausgeprägten Sucht sprechen (und nicht nur von ein bisschen übertriebene Ambitionen) lassen sich Sportsucht und Sexsucht sehr wohl vergleichen.

Es geht ja gar nicht darum, dass Sexsucht dann zu einem Problem wird wenn jemand „drei Stunden einsam vorm Bildschirm wichst“. Was den Sex angeht, könnte sich z.B. Frau über Joy sehr wohl täglich mehrfach Sexualpartner organisieren. Aber selbst wenn man genügend willige Partner zur Verfügung hat wäre das Ergebnis bestenfalls kurzfristig befriedigend und der Druck auf mehr wird wieder spürbar. Bezeichnend wäre, dass der Sex sogar nicht wirklich befriedigend und beglückend ist, sondern sich leer anfühlt, jedoch der innere Druck (Zwang zum Sex) für eine Weile verringert wird.

Das ist ja das Merkmal von Sucht. Es ist nie genug. Maximal für einen Moment werden Bedürfnisse befriedigt, oder eher gesagt die darunterliegenden Bedürfnisse verdeckt. Wie gesagt wir reden ja hier von Sucht.

Beim Sport ist es nicht anders. Wir sind wir durchaus begrenzt durch die Leistungsfähigkeit unseres eigenen Körpers und eventuell durch die uns zur Verfügung stehende Zeit. Man kann eben nicht unbedingt so viel Sport machen wie man möchte und ggf wird sogar die eigene Gesundheit gravierend missachtet.

Ich möchte hier niemanden persönlich analysieren oder sein Verhalten beurteilen oder Diagnosen erstellen. Den Grad der Sucht lässt sich nicht unbedingt direkt an der Menge von Sport/Sex ableiten. Das ist sehr individuell. Vielmehr geht es um den Grad des Leidensdrucks wenn gerade das übliche Verhaltensmuster nicht möglich ist, sozialer Rückzug und dem Vermeiden von Auseinandersetzung mit seinen Emotionen. Und beim Sport (ggf. sogar beim Sex) das Unvermögen auf seine körperlichen Grenzen und seine Gesundheit zu achten.

Es geht darum wie zwanghaft… und im Gegensatz wie verzichtbar das Ganze sein kann.


Ich arbeite zufälligerweise in der Suchthilfe, deswegen dies zum Abschluss, falls es jemand wissen will:
Das Vermögen sich von einer Sucht zu lösen hängt entscheidend mit der Fähigkeit sich seinen Problemen und vor allem seinen Gefühlen zu stellen. Speziell stoffungebunde Süchte lenken uns nämlich genau davon ab unsere als negativ empfundenen Gefühle zu spüren.


Was jetzt nicht bedeutet, dass ich hier jedem, der etwas zu ambitioniert trainiert, eine Sucht oder sonstige Problem unterstellen möchte. Zwischen gesund und Sucht gibt es noch ein weites Feld von Zwischentönen. Es lohnt sich für jeden mal einen bewussten Blick auf sein Trainingsverhalten zu werfen. Solange man gesund und zufrieden bei der Sache ist, gibt es wohl nichts weiter zu bedenken.
****ed Frau
1.970 Beiträge
Ich vermute bei mir, dass ich eine gewisse Sucht entwickelt habe. Noch leide ich nicht, wenn ich keinen Sport treibe... Aber.

Ich habe 15 Jahre lang unter Panikattacken gelitten, die dann vor 1,5 Jahren durch Therapie (zeitweise) verschwunden sind. Das klingt erst mal toll, aber wer so lange einen so zuverlässigen Begleiter hatte, und sei er noch so negativ, dem fehlt er dann doch irgendwann.

Meine Panik hat mir, vor allem, denn sie überstanden war, große Rauschzustände beschert. Ich habe sie nicht unbedingt immer als positiv erlebt, meistens sogar nicht, denn der emotionale Schmerz war zu groß, aber die Chemie war durchaus da.

Zeitgleich mit dem Verschwinden der Panikattacken begann ich mit Crossfit. Und nach und nach bemerkte ich, dass ich mich beim Sport durchaus ebenso an eine emotionale Schmerzgrenze treibe. Ich trainiere oft so hart, dass ich kurz davor bin, zu weinen. Mein Trainer in den USA sagt, das muss so sein (Eure Meinungen?). Ich weiß aber, dass es am schönsten ist, wenn ich das Workout dann absolviert habe und die Chemie in meinem Körper tanzt.

Ich mache Sport also auch, um das zu ersetzen, was mir durch die die nicht mehr vorkommenden Panikattacken fehlt. Wahrscheinlich ist es ein guter Ersatz, nur ich tendiere zu Suchtverhalten (nie mit den typischen suchterzeugenden Substanzen). Ich muss das beobachten.

Geht es einem von Euch auch so? Und wie ist das mit dem "fast Heulen" vor Anstrengung beim Sport. Erlebt Ihr das auch?
Ich glaube nicht, dass es die Sucht nach dem eigentlichen Sport ist, sondern die Sucht nach dem durch den Sport erarbeiteten Körper und der Drang diesen in seiner Form mindestens zu erhalten und wenn möglich noch zu verbessern.

Wenn ich wegen Uni, Arbeit und/oder Erkältung zu stark von meinen Routinen im Trainingsplan abweiche und sich dies nach ca. 7 Tage körperlich bemerkbar macht, fühle ich schon eine gewisse innere Unzufriedenheit, die dann stetig zunimmt. Aber es ist glaube ich noch weit entfernt von richtigen Entzugserscheinungen, wie bei richtigen Süchten. Es ist ein Mix aus Frustration und körperlichen Unwohlsein.

Aber manchmal gibt es tatsächlich wichtigere Sachen als den Körperkult je nach Länge der sportlichen Abstinenz kommt man aber auch relativ schnell wieder an die alte Form.
Ich könnte mir vorstellen,...
... dass ich bereits zumindest mal kurz davor stand. Man kennt ja das Phänomen der Suchtverlagerung. Dabei wechselt der Junkie gewissermaßen das Pferd, das Prinzip bleibt aber identisch (trigger dich mit irgendetwas, um dein Leben erträglicher zu gestalten und den vorherigen Trigger zu vergessen).

Ich hörte mit dem rauchen auf und schwamm dann fast zwei Jahre jede Woche 16 Kilometer(ca 2-2,5 kmh, also zügiges Schwimmen). Nikotin wurde also ersetzt durch die Endorphinausschüttungen nach dem Sport.
Ich hab es aber weggesteckt und bin jetzt "clean". Pragmatisch gesehen leben Adrenalinjunkies aber immer noch gesünder als Säufer oder Raucher.


Letztendlich hat Anima37 bereits alles gesagt, man könnte ja ne Checkliste erstellen:

• Steigerung der Dosis von Stoff/Tätigkeit X? (j/n)
• Vernachlässigung anderer Verpflichtungen zugunsten von Stoff/Tätigkeit X? (j/n)
• Funktionalisierung von Stoff/Tätigkeit X? (j/n)
• Ärger, Frust, Wut, Angst, wenn Stoff/Tätigkeit X abhanden kommt ? (j/n)

Wer zweimal "ja" ankreuzt sollte dringend reflektieren :).


LG
*****a_S Mann
7.070 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Vielen Dank für die vielen ausführlichen, offenen und reflektierten Beiträge.
@****a37:
Ja, ich sehe das auch so. Auch ich bin so halbwegs "vom Fach", also zumindest habe ich Psychologie studiert. Ein ganz einfaches Unterscheidungskriterium zwischen Sucht und Ambition besteht meines Wissens und meiner Meinung nach schlicht darin, ob die betroffene Person leidet oder nicht. Wenn jemand pro Tag 2 Std. Sport macht kann ihm sein nicht so fitter Nachbar noch so sehr vorwerfen, er sei süchtig. Er ist es nur dann, wenn er leidet - im Sinne der hier schon mehrfach genannten Kriterien.
@****ed:
Ich sehe das ähnlich wie mein Vorredner, nämlich, dass sich bei dir etwas verlagert hat. Das ist aber nicht nur negativ zu sehen. Aber zunächst mal: Nein, es ist nicht "normal", dass man beim Sport vor Anstrengung fast heulen sollte. Aber das heißt auch nicht, dass Sport schlecht für dich ist. Wenn du durch Sport weniger in Gefahr gerätst, eine Panik oder eine (andere) Sucht zu entwickeln, ist das ja positiv, denn Sport ist definitiv besser als Panik, Alkohol, Computerspielen etc.. Allerdings musst du natürlich dennoch aufpassen, dass der Sport das nicht einfach nur ersetzt, ohne dass dir grundlegend geholfen ist, sodass der Sport letztlich auch gefährlich werden kann, denn Crossfit kann durchaus zu Verletzungen führen, wenn man zu ehrgeizig ist. Ich würde also empfehlen, an der Panik- und Sucht-Anfälligkeit weiterhin therapeutisch dranzubleiben ... aber am Sport eben auch.
@********niac:
Das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Bei Bodybuildern sind es meist tatsächlich die Muskeln, die immer noch größer werden sollen, gepaart mit der Angst, dass sie kleiner werden. Bei Läufern können es Weiten und Zeiten sein, bei Turnern Figuren, die sie lernen wollen, bei Mannschaftssportlern geht es auch um das Team, bei Kampfsportlern auch um einen Adrenalinkick usw.
@*****_MX:
Ja, so wird es üblicherweise in der Psychologie gemacht. Es gibt Checklisten mit soundsoviel Punkten, und wenn auf jemand ein gewisser Anteil dieser Punkte zutrifft, gilt er als "betroffen" von diesem psychischen Problem. Das ist eine übliche Vorgehensweise.
Verdrängung und Kompensation
Das Sport zur Sucht wird ist augenscheinlich ein Phänomen was, wenn auch nicht im Mainstream, so doch häufiger vorkommt als angenommen.

Wie kommt es dazu? In meiner persönlichen Erfahrung hat es viel damit zu tun, dass Sport zur Kompensation eingesetzt wird. Möglicherweise sind andere Lebensbereiche aus dem Gleichgewicht geraten. Die Beziehung, der Job oder es besteht zum Beispiel eine grosse Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Der Sport ist dann nur Mittel zum Zweck. Er dient dazu die Unzufriedenheit oder das gefühlte Ungleichgewicht zu verdrängen. Kurzfristig.

Man kann die Wirkungsweise mit einem Kreislauf vergleichen. Ein Muster welches sich ständig wiederholt. Unzufriedenhei oder allgemein Ungleichgewicht führt zu Stress, Stress wird mit Sport bekämpft, kurzfristig ist man wieder im Gleichgewicht, nach kurzer Zeit gerät man wieder ins Ungleichgewicht. Cycle repeaded!

Um den Kreislauf zu durch brechen muss man an der Ursache ansetzen. Auf Sport zu verzichten bedeutet nur die Symptome zu behandeln!

Sportliche Grüsse.
*****a_S Mann
7.070 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Therapie
In allen guten Sucht-Therapien geht es immer darum, SOWOHL der Ursache als auch die Symptome zu bekämpfen. Dass jemand sportsüchtig, magersüchtig oder arbeitssüchtig wird, hat natürlich Ursachen, die mit dem Selbstbewusstsein zu tun haben und oft bis in die Kindheit zurückreichen. Allerdings ist es schwierig und langwierig, da wirkungsvoll heran zu kommen, und zudem wirken bei Süchten nicht nur die tiefen Ursachen, sondern auch die oberflächlicheren, aber eben dauernd wiederholten Gewöhnungen. Auch an die muss man therapeutsch heran, schon deshalb, um das Leben des Patienten zu schützen. Gute Sucht-Therapien arbeiten daher sowohl tiefenpsychologisch ALS AUCH verhaltenstherapeutisch.
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