Hallo Cindy,
da ich sehr viel laufe (letztes Jahr waren es 4.500 km) und auch schon einiges an Wettkampferfahrung habe (vorgestern meinen 20. Marathon gefinisht) kenne ich mich auch mit diesem Thema ein bisschen aus. Magen- und Darmprobleme treten bei Läufern sehr häufig auf, besonders bei Wettkämpfen. Ungewöhnlich finde ich es auf jeden Fall, dass du inzwischen nach jedem Lauf Probleme hast, dass kenne ich in dieser Form nicht. Die Ideen von Hart, Serum75 und sterntaler_62 und Phonix1978_33 finde ich sehr gut.
Bis zu den Herbstmarathons ist ja noch sehr viel Zeit und deshalb würde ich es an deiner Stelle jetzt mal etwas ruhiger angehen lassen. Die einwöchige Laufpause tut dir sicher gut und wird auch keine negativen Auswirkungen auf deinen Marathon haben. Das wichtigste ist es immer mit und nicht gegen den Körper zu trainieren und die Laufpause halte ich für sehr gut.
Was mir noch spontan einfällt ist das Wetter beim Halbmarathon vor 2,5 Wochen - war es da heiß? Wir sind ja jetzt viele Monate bei sehr niedrigen Temperaturen gelaufen und bei uns war das einer der ersten richtig warmen Tage.
Da es ein sehr komplexes Thema ist und es sehr viele unterschiedliche Faktoren gibt, möchte ich mal etwas weiter ausholen.
Hier mal ein paar grundsätzliche Sachen zu diesem Thema:
Eine Studie zu dem Thema, die ich vor einiger Zeit las, kam zu dem Ergebnis, dass 15 % der Läufer, die Magen-Darmprobleme während des Wettkampfes hatten, an einem Reizdarm leiden, 15 % an der Laktoseintoleranz und 25 % sich übermäßig Ballaststoffreich ernährten.
Bleiben immer noch 45 %, für die es oben keine Erklärung gab. Eine Erklärung dafür könnte eine mangelhafte Durchblutung des Darmes aufgrund der Anstrengung sein. Der Körper benötigt das Blut um die Beine mit Sauerstoff zu versorgen und um die Muskeln und Beine zu kühlen und zieht es deshalb unter anderem auch aus dem Magen-Darm-Trakt ab.
In einem Artikel des Deutschen Ärzteblattes (Lachtermann, Ella; Jung, Klaus
Sport und gastrointestinales System: Einfluss und Wechselwirkungen
Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 31-32 vom 07.08.2006, Seite A-2116-20) wurden als häufigste Ursachen aufgeführt:
• Intensität der Belastung (>70 % des maximalen Sauerstoffverbrauches)
• Sauerstoffmangel (Verminderung des Blutflusses um mehr als 70%)
• Mechanisches Trauma (Druckerhöhung im Bauchraum, Erschütterungen)
• Ernährungsfehler
• Physischer und psychischer Stress
• Medikamente (Aspirin, NSAR; Antibiotika; Doping)
Ernährungsfehler, die zu Magen-Darm-Beschwerden führen können:
• Konzentrierte Nahrungsmittel verursachen ein hohes osmotisches Gefälle mit der Abgabe von Wasser in den Magen-Darm-Trakt. Dieses kann Krämpfe und Durchfälle verursachen.
• Ein hoher Anteil an Fett und ein großes Volumen bedingen eine lange Verweildauer im Magen- Darm-Trakt. Hierdurch verzögert sich die Entleerung bei Belastung und kann zu Krämpfen, Völlegefühl, Aufstoßen, Übelkeit oder Erbrechen führen.
Im gleichen Artikel wurden folgende Empfehlungen zur Vermeidung der Probleme ausgesprochen:
• Nicht zu schnell Intensität und Dauer der Belastung steigern
• Nicht zu anaerob trainieren (intensives Ausdauertraining im Bereich der aerob-anaeroben Schwelle; wettkampfspezifisches Ausdauertraining mit teil aerober und teils anaerober Energiebereitstellung)
• Ernährung optimieren: Kalorien, Energieträger; Mikronährstoffe, Flüssigkeit
• Stressmanagement
• Konkrete Trainings- und Ernährungspläne sowie Verhaltensstrategien sollten anhand von individuellen Untersuchungsergebnissen durch erfahrene
Sportmediziner zusammengestellt werden
Eine Zusammenfassung des Artikels kann man bei der Deutschen Ultravereinigung unter folgenden Link als PDF nachlesen:
http://www.ultra-marathon.or … izin/Sport%20und%20Magen.pdf
In deinem speziellen Fall erscheinen mir folgende Fragen wichtig:
In welchen Intensitäts-/Pulsbereich läufst du deine Einheiten?
Kann es sein, dass du einfach zu schnell die Umfänge gesteigert hast bzw. die Intensität?
Machst du dir zu viel Druck, weil du dieses Jahr noch einen Marathon laufen willst?
Musst du irgendwelche Medikamente nehmen, die zusammen mit dem Laufen Darmprobleme verursachen können (z. B. Ibo, Diclo oder ähnliches)?
Ich hoffe, dass Dir die Ideen etwas helfen und Dich meine Ausführungen nicht zu sehr gelangweilt haben.
Ich wünsche Dir eine gute Besserung und alles Gute für die Vorbereitung
Grenzgaenger